Meine Tour durch den Buchhandel

Meine Tour durch den Buchhandel
Buchhandel Marketing 14 Kommentare

Gestern war es soweit. Ich hatte all meinen Mut zusammengenommen, meine vorbereiteten Materialen gepackt und mich in der winterlichen Kälte auf den Weg gemacht, um verschiedene Buchhandlungen aufzusuchen. Mein Ziel: die Buchhändler auf meine Bücher aufmerksam zu machen.

Skepsis gegenüber Selfpublishern

Nun war dies nicht das erste Mal, dass ich mich in den Buchhandel gewagt habe. In der Euphorie meiner ersten Bücher habe ich bereits verschiedene Anläufe gemacht. Dabei schlug mir doch einige Male Skepsis entgegen. Die erste Frage war immer »In welchem Verlag ist das Buch erschienen?« Als ich dann sagte, dass ich Selfpublisherin sei, gab es vereinzelt Antworten wie »Ich mache keine Werbung für Amazon.« Sollte es dieses Mal anders sein?

Gute Vorbereitung ist wichtig


Mit diesen durchwachsenen Erfahrungen im Hinterkopf habe ich mich auf meine Tour vorbereitet. Zuerst habe ich ein Informationsblatt zusammengestellt, das alle Daten enthält, die für den Buchhandel wichtig sein könnten. Dies sind:
  • Titel und Cover des Buches
  • Klappentext
  • ISBN
  • Verkaufspreis
  • Handlungszusammenfassung
  • Textausschnitt
  • Leserstimmen
  • Pressestimmen
  • Meine vollständigen Kontaktdaten
Dazu habe ich vorher recherchiert und mir die Webseiten der Buchhändler angesehen. Zum Teil tauchte mein Buch schon in deren Online-Shops auf. Als Ziel hatte ich mir Buchhandlungen in Mönchengladbach und Umgebung ausgesucht, weil ich dort am Sonntag eine Lesung habe und mir dies ein guter Aufhänger zu sein schien. Dann ging es los.

Barsortiment ein wichtiger Türöffner


Gleich bei der ersten Buchhandlung, die ich betrat, schienen sich meine Befürchtungen zu bewahrheiten, denn mir schallte direkt die Frage »In welchem Verlag ist das Buch erschienen?« entgegen. Darauf vorbereitet antwortete ich: »Das Buch ist im Eigenverlag erschienen. Welchen Barsortimenter haben Sie denn?« Ich erntete einen verdutzten Blick. »Libri«, sagte der Buchhändler. »Ist ihr Buch dort gelistet?« Als ich dies bejahte, tippte er sogleich auf seiner Tastatur, nahm nickend zur Kenntnis, dass mein Buch dort erschien, und bestellte ein Exemplar. Ich gab ihm mein Infoblatt, wir unterhielten uns noch kurz und dann verabschiedete ich mich. Die erste Hürde war genommen.

Buchhändler sind interessiert an Informationen


Dieses positive Erlebnis setzte sich fort. Nach einer anfänglichen Mischung aus Überraschung und Skepsis waren doch alle Personen, mit denen ich sprach, an den Informationen interessiert. Einige lobten regelrecht meine gute Vorbereitung. In einigen Fällen bot ich den Damen und Herren ein kostenloses Leseexemplar an, das sie gerne annahmen. Schließlich traute ich mich dann auch und machte mich in der Kälte auf zu der Filiale einer großen Buchhandelskette. Hier rechnete ich mit zu den Temperaturen passender kühler Abweisung, aber wurde eines besseren belehrt. Meine Informationen wurden sehr positiv aufgenommen und gleich fünf Bücher bestellt.

Mein Fazit: Das werde ich häufiger machen


Ein besonderes Erlebnis zeigte mir, dass ich diese Tour schon viel eher hätte machen sollen. Ich stellte mich einem Buchhändler mit den Worten vor »Meine Name ist Vera Nentwich und ich bin Autorin. Wahrscheinlich haben Sie aber noch nichts von mir gehört.« Daraufhin unterbrach mich der Buchhändler und sagte:«Doch, ich kenne Sie. Ich habe Ihnen auch schon mal ein Mail gesendet, weil eine Kundin nach ihrem Buch gefragt hatte, aber keine Antwort erhalten. Letztlich habe ich es dann bei Amazon bestellt, um der Kundin helfen zu können.« Ich war perplex. Ich sollte das E-Mail eines Buchhändlers nicht beantwortet haben? Unvorstellbar. Leider ließ sich nicht mehr eruieren, wohin er das E-Mail gesendet hatte. Ich entschuldigte mich und dann plauderten wir. Es stellte sich heraus, dass der Buchhändler genau über meine Bücher bescheid wusste und sehr dankbar war, dass er mich nun endlich auch kannte. Dies hat mich darin bestärkt, dass ich solche Touren noch öfter machen werde. Schließlich weiß man nie, wer schon händeringend auf diesen Besuch wartet. Allerdings warte ich ab, bis es wieder wärmer wird.

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14 Kommentare Meine Tour durch den Buchhandel
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  • Meine Tour durch den Buchhandel

    Hallo Vera,

    das ist ein sehr ermutigender und authentischer Artikel.

    Gute Vorbereitung und dein Mut waren wohl Schlüssel des Gelingens.

    Toll, dass du das mit uns teilst.

    Und weiter viel Erfolg!

    Herzliche Grüße

    Kathrin

    • Mut

      Hallo Kathrin,

      es ist ja häufiger so, dass sich die Dinge, vor denen man Respekt hat, am Ende als gar nicht so schlimm oder gar richtig toll herausstellen. Wenn man es nur immer vorher wüsste.

      Herzlichen Gruß,

      Vera

    • Selbstvertrauen

      Wow, Du beweist eine grosse Portion Selbstvertrauen. Aber das hast Du ja auch schon anlässlich Deiner Lesungen bewiesen. Man kann sicher einiges lernen, aber grösstenteils ist es eine Frage des Persönlichkeitstyps und eben, ob man die Chutzpe hat, frech wie Anton sich zu exponieren. Alle Achtung!

      Liebe Grüsse,

      Martin

      • Selbstvertrauen

        Hallo Martin,

        als Autorin sollte man besser keine Angst vor Enttäuschungen haben, denn sonst könnte es hart werden. Ich weiß nicht, ob ich übermäßig Selbstvertrauen oder gar Chuzpe habe, aber es hilft ja nichts, sich im stillen Kämmerlein zu verstecken, wenn man Leser erreichen möchte. Da muss man raus in die Welt und den Menschen von sich erzählen. Ob man will oder nicht.

        Herzlichen Gruß,

        Vera

        • Introvertiert

          Es ist ein bekanntes Phänomen, dass viele Autoren eher introvertiert und kontaktscheu sind. Deshalb beschäftigen sie sich auch monatelang mit ihren Charakteren und deren Erlebnissen, anstatt zum Beispiel auf dem Markt Hosenträger anzupreisen ;-) Es ist das klassische Dilemma: Gute Arbeit zu leisten ist nicht gleich gute Arbeit zu verkaufen.

          Aber, danke für Deine Motivation. Bleiben wir dran! :)

          Noch eine technische Bitte. In meinem ersten Kommentar habe ich meine Homepage mit https:// angegeben. Das wird aber beim Anklicken verunstaltet. Kannst Du freundlicherweise den Präfix entfernen?

          Danke und liebe Grüsse

          Martin

    • Meine Tour durch den Buchhandel

      Dein Text ist ermutigend. Leider läuft es in einer Großstadt anders. Die kleineren Buchhandlungen nehmen eher keine unbekannten oder nicht-prominente Autoren. Für ihre Lesungen haben sie genügend bekanntere Autoren zur Verfügung. Große Buchhandlungen, wie z.B. Thalia legen Bücher nur gegen Bezahlung aus. Damit bekannte Verlage dort auf den Tischen landen, müssen diese kräftig löhnen. Sie müssen praktisch den Platz in der Buchhandlung kaufen. Thalia war nicht einmal bereit, einige Exemplare meines Buches ins Regal zu stellen, nachdem ich mich bereit erklärt hatte, die Bücher nach einem gewissen Zeitraum, selbst zu kaufen, wenn sie nicht verkauft würden. Sie sind übrigens durchaus bei Libri & Co gelistet. Ich mache aber trotzdem weiter, denn Schreiben macht mir Spaß.

      • Großstadt

        Hallo Ulli,

        ob es relevant ist, wo die Buchhandlung ist, bin ich mir nicht sicher. Es hängt sicher von den handelnden Personen ab. Die nächstgelegene Thalia-Filiale möchte ich als nächstes mal angehen. Mal sehen, wie es wird. Ich werde berichten.

        Herzlichen Gruß,

        Vera

        • Großstadt

          Leider kann ich Ulli K. aus eigener Erfahrung nur voll und ganz zustimmen. Z.B. hatte eine Buchhändlerin, die auf ihrer HP extra angab, dass sie gerne auch Bücher von Neu-Autoren anbietet, keine Meinung, die Lese-Ex eines Klein-Verlags überhaupt anzunehmen!

          • Großstadt

            Hallo Phoebe,

            jeder Buchhändler hat sicher auch seinen eigenen Geschmack und nicht jedes Buch passt überall hin. Vor Ablehnung ist man nie gefeit, aber nach meiner Erfahrung gibt es auch viele kooperative Buchhändler.

            Herzlichen Gruß,

            Vera

      • Respekt!

        Auch ich finde es mutig, bei Buchhändlern "Klinken putzen" zu gehen. Respekt!

        Selbst wenn die positive Resonanz der Händler sich noch nicht in Form rasant steigender Buchverkäufe auszahlen sollte, hast du zumindest die "Marke Vera Nentwich" bekannter gemacht. Alleine das ist doch schon was!

        PS: Der letzte Satz brachte mich sehr zum Schmunzeln. Danke für den indirekten Beitrag zur #Humorparade. ;-)

        • Respekt!

          Danke Stefan,

          genauso ist es. Am Anfang des Autorinnendaseins ist es meines Erachtens die wesentliche Aufgabe, erstmal die "Marke" zu schaffen und zu zeigen, dass es einen überhaupt gibt. Daraus werden sich dann schon irgendwie Dinge entwickeln, die sich auch finanziell positiv auswirken.

          Und zum letzten Satz: Schließlich gibt es bei mir einen gewissen Eierkuchen-Faktor. :-)

          Herzlichen Gruß,

          Vera

        • Toll!

          Huhu,

          ein sehr spannender und inspirierender Artikel. Daran werde ich mir wohl mal ein Beispiel nehmen :)

          Liebe Grüße,

          Jasmin

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